Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  21 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 21 / 36 Next Page
Page Background

D

ie Arbeitswelt ist geprägt von

ständigem Leistungsdruck

und Wettbewerb. Immer mehr

Menschen suchen professionelle Hilfe,

um „besser in ihrer Arbeit“ zu werden.

Tendenz steigend.

Sie wollen Unterstützung, um noch

mehr Leistung in immer kürzerer Zeit

zu erbringen. Ihr ständiger Begleiter

sind Fragen der Wertschöpfung, des

Kostendrucks oder der Beförderung.

Der selbstauferlegte Druck steigt und

führt zu Überlegungen, um wieviel das

Privatleben, ja sogar das Schlafpensum

reduziert werden könnten, um noch

mehr Zeit in Firmen-Leistung zu trans-

formieren.

Der Weg führt aber in die entgegenge-

setzte Richtung: Aus Coaching-Kunden

werden Psychotherapie-Klienten. Die

Betroffenen entwickeln sukzessive

eine zwanghafte Einstellung zu ihrer

Tätigkeit. Familie und soziale Kontakte

verlieren an Bedeutung und werden ver-

nachlässigt. Neue Technologien lassen

die Grenzen zwischen Erwerbsarbeit

und Privatleben zunehmend verschmel-

zen. Das Selbstbewusstsein wird durch

beruflichen Erfolg (= Leistung) genährt.

Die Leistungsdosis muss aber permanent

erhöht werden, um auf Dauer zumindest

gleichwertige Gefühle zu erzeugen.

Geteilte Verantwortung zwischen

Betroffenen und Führungskräften wäre

angesagt. Sich aufopfernde Mitarbeiter

gelten als Key Performer, werden beför-

dert und genießen einen hohen Stellen-

wert im Unternehmen. So fördert das

information & verantwortung

information & verantwortung

Süchtig nach Leistung:

NOCH RASCH 148 MAILS CHECKEN

Eine Frage der Werte

Foto: © gradt - Fotolia.com

DEZEMBER 2014 | 21

ONLINEZEITUNG:

http://aktuell.LmZukunft.at

System zwar den Erfolg des Unterneh-

mens, treibt aber gerade die besonders

leistungswilligen Arbeitskräfte in eine

Spirale der "Leistungs-Sucht". Viele

Manager sehen sich ausschließlich dem

Unternehmenserfolg verpflichtet und

nehmen im Streben nach Effizienz und

Effektivität menschliche Tragödien rücksichtslos

in Kauf. "Quick-and-Dirty-Konzepte" werden als

legitime Managementmaßnahmen betrachtet.

Im Streben nach Profitmaximierung bleiben Ethik

und Menschlichkeit auf der Strecke.

Gefährlich wird es, wenn bedingungsloses Lei-

stungsstreben Ängste, Depressionen oder Panik

auslöst. Alarmierende Vorboten sind Schlafstö-

rungen, Gleichgültigkeit und Antriebslosigkeit.

Die Betroffenen versuchen die Symptome mit

Selbstdisziplin zu kompensieren, scheitern

aber am Ende, weil sie sprichwörtlich

ausbrennen. An diesem Punkt kommen

Pharmazeutika und Alkohol ins Spiel.

Versagen die Drogen ihre Wirkung, flüch-

ten sich Betroffene auch in den Tod. Durch

Suizid sterben in Österreich pro Jahr doppelt

so viele Menschen wie bei Verkehrsunfällen.

Auch die Zahl der Selbstmorde am Arbeits-

platz steigt stetig an.

Ein Paradigmenwechsel in den Führungs-

etagen vieler Unternehmen ist höchst an der

Zeit. Als Exit-Strategie könnte eine Abwen-

dung vom reinen Ziel-Denken, hin zu einer

verantwortungsvollen und wertebasierten

Managementkultur angedacht werden.

Ein wertschätzender Umgang, Verant-

wortungsgefühl, Empathie und Loyalität

sind Führungsqualitäten, die dem unter-

nehmerischen Erfolg keineswegs im Wege

stehen. Das mag altmodisch klingen, aber

im "Verbrennen" wertvoller personeller

Ressourcen liegt auch nicht der Schlüssel

zum Geschäftserfolg.

Ewald Zadrazil

Sales Consulting &

Coaching

www.coach-zadrazil.at