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pixabay.com15 | DEZEMBER 2017
information & spiel
Die Welt eine (Theater)Bühne:
ASCHEHAUFEN HABEN ES GERN, WENN MAN SIE FÜR ERLOSCHENE VULKANE HÄLT
(WIESLAW BRUDZINSKI)
Felix Kurmayer
Schauspieler, Studiosprecher
und Kommunikationstrainer
www.felix-kurmayer.atSich und anderen etwas vorspielen
tische Stimmung, unsere Entwicklung
wiedergegeben.
Die Theaterbesucher kauften und kaufen
sich mit ihrer Karte einen Spiegel. Der Blick
in diesen war oft nicht angenehm, aber
lehrreich.
Dass leider oft nicht diejenigen ins Theater
kommen, die es am dringendsten nötig
hätten, das ist eine andere Sache. Theater
bedeutet lehrreiche Unterhaltung.
Dort sieht man andere Mitgefährten, die
sich mit ihren Masken auf einer Theater-
bühne ausprobieren und entweder schei-
tern, oder sich damit sehr erfolgreich einen
Weg durch ihr Leben bahnen.
Manche meiner Kollegen nennen das
Theater ehrfürchtig ein Gotteshaus, eine
Stätte der Selbstreflexion, der Besinnung
und Orientierung.
Die Welt ist eine Bühne und das Theater
eine Bühne auf der Bühne.
J
a, denn wir alle spielen uns den
ganzen Tag etwas vor. Im Büro,
in der Ehe, vor den Kindern, den
Freunden und Bekannten. Sie, wir
alle tragen unsere Masken mit uns.
Die Verstellung, die Lüge ist das
Schmieröl der Gesellschaft. Wir sind
(noch) nicht bereit für die nackte Wahr-
heit, auch wenn wir sie alle unbewusst
ohnehin wahrnehmen, spüren.
Shakespeare hat es in einem seiner
berühmten Gedichte klar auf den Punkt
gebracht: wir sind alle Spieler auf dem
Schachbrett das da Welt heißt. „Die
ganze Welt ist Bühne und alle Frauen
und Männer bloße Spieler, sie treten auf
und gehen wieder ab.“
Das Theater selbst war und ist immer
ein sensibler Spiegel unserer Zeit. Sei es
die Zeitepoche von Goethe, die Jahr-
hundertwende Schnitzlers oder Thomas
Bernhard´s 90er-Jahre, alle haben uns
seismografisch die gesellschaftspoli-