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No blame:
JEDER FEHLER ERSCHEINT UNGLAUBLICH DUMM, WENN ANDRE IHN BEGEHEN
(GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG)
Zeit für eine neue Fehlerkultur
14 | MÄRZ 2016
Bettina Bartsch-Herzog
Dipl. Lebens- und
Sozialberaterin
Trainerin & Autorin
und stellt mitunter zu hohe Ansprüche an
sich selbst. Das dadurch ein enormer Druck
entsteht, der häufig bis zum Burnout führt,
liegt auf der Hand.
Doch erscheint ein Fehler nicht nur deshalb
falsch, weil er gegen geltende Normen
verstößt? Vielleicht zeigt er auch eine neue
Herangehensweise auf? Viele große Erfin-
dungen dieser Welt wären nicht zustande
gekommen, wenn niemand es gewagt hätte,
Fehler zu machen. Je mehr Entscheidungen
getroffen werden, das heißt, je öfter man das
Risiko eingeht, sich möglicherweise falsch zu
entscheiden, desto mehr Erfahrung kann man
gewinnen.
Wir alle kennen den Satz: „Aus seinen Feh-
lern soll man lernen!“ Ja natürlich, aber dazu
sollte man auch die Gelegenheit bekommen
und nicht schon von Vornherein verurteilt
werden.
Schließlich können wir das, was wir durch
einen Fehler gelernt haben, am effektivsten
in unser Leben integrieren.
Niemand würde einem Kleinkind, das gerade
Laufen lernt, erklären, dass Hinfallen schlecht
ist. Ganz im Gegenteil: wir ermuntern es
weiter zu machen und es noch einmal zu
versuchen. Fördern wir also unsere Kinder
bei ihren täglichen Entdeckungsreisen, lassen
wir sie ihre eigenen Fehler machen und sie
werden lernen ihr Leben selbst in die Hand zu
nehmen. Oder wie Wilhelm Busch es sagte:
"Durch Fehler wird man klug, darum ist einer
nicht genug."
D
as vor kurzem erschiene Hand-
buch „No blame-Kultur im
Magistrat der Stadt Wien“ hat
mich dazu veranlasst, mir ein
paar Gedanken über unseren Umgang
mit Fehlern zu machen. In der Broschüre
sollen MitarbeiterInnen und Führungs-
kräfte Anregungen zu einer zeitgemäßen
Fehlerkultur finden.
Wie schaut es denn in unserer Gesell-
schaft aus, dass wir es nötig haben, zu
lernen wie man mit Fehlern „richtig“
umgeht? Bei genauer Betrachtung wird
man schnell feststellen, dass wir es da
im täglichen Leben eher mit „Vernade-
rungen“, als mit einer verantwortungs-
vollen Fehlerkultur zu tun habe.
Schon im frühen Kindesalter lernen wir,
Fehler möglichst zu vermeiden. Lieber
nichts sagen, als etwas Fal-
sches! Fehler werden oft
negativ bewertet und der
„Schuldige“ wird an den
Pranger gestellt. Damit
ist der Grundstein zur
Vermeidung von Feh-
lern gelegt. Jede/r
will perfekt
sein
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