information & entwicklung
Zeit für Zuwendung:
INVESTITION IN NACHHALTIGES LEBENSGLÜCK
Erziehung ist (k)ein Kinderspiel
Illustration: © Eugen Kment
16 | MÄRZ 2016
Mag.
a
Maria Neuberger-
Schmidt
Autorin und Gründerin
Verein Elternwerkstatt
www.elternwerkstatt.atFoto: Ingrid Perger
Elternwerkstatt
N
eulich las ich „Das Buch von
den Kleinen“ von Peter Roseg-
ger. Folgende Sätze haben mich
besonders berührt: „Ich muss
arbeiten, mein Kind, sagst du, wenn es
zu dir heranwill. Die Arbeit ist vollbracht,
es naht sich wieder. Du musst jetzt ler-
nen, Kind, ist dein Anweis. Die Schulauf-
gabe ist vollendet. Jetzt gehe und mache
Bewegung, junge Glieder müssen sich
trollen! Am Abend kommt es endlich
noch einmal. Aber jetzt lass mich in
Ruh’, ich bin müde genug, und du mach,
dass du ins Bett kommst. – So geht’s
heute, so geht’s morgen. Am Sonntag,
denkst du. Am Sonntag entführt dich
ein Freund zu einer Landpartie, und du
musst dich ja doch auch erholen. So
lernst du es niemals kennen, oder es
entfremdet sich dir rasch. Du betrügst
das Kind um den Vater und den Vater
ums Kind.“
WAS KINDER WIRKLICH BRAUCHEN
Kinder brauchen Zuwendung, das wissen
wir. Doch der Erwachsene hat
oft andere Interessen, braucht
seine wohlverdiente Ruhe.
Sind sie uns denn wirklich
nur eine Last, unsere lieben
Kleinen? Mag sein, dass
Kinder in ihrer Bedürftigkeit
und Neugierde anstrengend
sein können und die tägliche
Erziehungsarbeit einiges von
uns abverlangt.
Doch wer sich herzlich und authentisch
auf Kinder einlässt, wer ihnen Aufmerk-
samkeit und Zuwendung schenkt, wer
sich von ihrer Freude und Lebendigkeit
anstecken lässt, der wird reich belohnt.
Wenn Kinder ernst genommen wer-
den, Zuwendung und manchmal auch
liebevolle Strenge erfahren, gedeihen sie
prächtig, zur Freude und zum Stolz der
Eltern. Andernfalls müssen wir es später
oft bitterlich bereuen, nicht ausreichend
da gewesen zu sein, denn Kinder, die
Probleme haben, werden auch welche
machen.
Alles im Leben hat seine Zeit. Lernen wir
von den Kindern, im Augenblick zu le-
ben und in dem was ist, das Schöne
zu entdecken, die gegenwärtige
Herausforderung anzunehmen
und ihr alle erforderliche
Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Urlaubsreise nach Ha-
waii, der Kauf des Mercedes,
der Konsum von Filmen und
Freizeitindustrie lassen sich
aufschieben, Kindheit nicht. Das
bedeutet nicht, dass Eltern auf
alle Annehmlichkeiten der Erwach-
senenwelt verzichten müssen, doch
setzen wir die richtigen Prioritäten!
Lassen wir unsere Kinder spüren, dass
sie das Wichtigste in unserem Leben
sind! Was sie am meisten brauchen, ist
nicht unser Geld, sondern unsere Zeit
und Aufmerksamkeit. Zuwendung für
unsere Lieben sollte immer Top-Priorität
in unserem Leben haben. Sie ist Inve-
stition in nachhaltiges Lebensglück und
bringt reiche Früchte, nicht erst, wenn
wir alt sind.