LERNEN MIT ZUKUNFT Ausgabe Juni 2013 - page 30

information & verantwortung
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Geragogik ein noch weitgehend unbekanntes Feld:
Was ist Geragogik?
GERAGOGINNEN UND GERAGOGEN BETEILIGEN SICH AN DER
WISSENSCHAFTLICHEN ERFORSCHUNG VON FRAGEN ÜBER DAS ALTER
W
enn in einem Gespräch der
Begriff „Geragogik“ erwähnt
wird ist die Reaktion meistens
Verwunderung. Der Begriff „Geragogik“
kommt aus dem Griechischen. Er setzt
sich zusammen aus den Worten „Ge-
raios/Geraros“, „alt“ bzw. „der Alte“
und aus dem Wort „Ago“, das so viel
bedeutet wie „ich führe, ich geleite, ich
zeige den Weg“. Somit ist Geragogik
die Pädagogik des alternden und alten
Menschen. Sie ist eine Disziplin die sich
in Theorie und Praxis mit Lernen und Al-
ter befasst und dabei Ergebnisse aus den
Bildungs- und Sozialwissenschaften, den
Kulturwissenschaften und der Alternsfor-
schung heranzieht.
Alter, Altern und alte Menschen stehen
in der heutigen Zeit wie zu keiner Epo-
che im Mittelpunkt des Interesses. Die
heutigen alten Menschen haben andere
Bedürfnisse und Erwartungen als alte
Menschen in früheren Epochen.
Der allgemeine Anstieg im Lebens-
standard, die Versorgung mit guter
Nahrung, die Fortschritte der Medizin
und soziale Errungenschaften, wie Bil-
dungsmöglichkeiten für viele Menschen,
haben wesentlich zu dieser
Entwicklung beigetragen.
Mit dem Ausscheiden aus
dem Berufsleben – diese
Zäsur markiert noch
immer den Übergang
in jene Lebenspha-
se die unter dem
Begriff „Alter“
gefasst wird
– haben die
Menschen
ONLINEZEITUNG:
Foto: © Jeanne McRight - Fotolia.com
statistisch gesehen noch eine Lebenser-
wartung von 20 bis 30 Jahren.
Das Alter hat viele Gesichter. Es gibt auf
der einen Seite jenes Alter, in dem viele
unterschiedliche Ressourcen und Kompe-
tenzen zur Verfügung stehen, die vielfäl-
tig und vielseitig in Freizeit, Kultur und
sozialem Engagement eingesetzt werden
und weithin von den Betroffenen selbst
als „späte Freiheit“ (Rosenmayr) erlebt
werden. Auf der anderen Seite gibt es
jenes Alter, das gekennzeichnet ist durch
zunehmende körperliche, psychische und
soziale Grenz- und Verlusterfahrungen,
verbunden mit der Sorge, kein selbst be-
stimmtes Leben mehr führen zu können.
Altern in seinen vielschichtigen Formen
ist heute keine primär individuelle, son-
dern zunehmend auch eine gesellschaft-
liche Herausforderung.
Diesen individuellen und gesellschaft-
lichen Herausforderungen stellt sich
Geragogik. Geragoginnen und Gerago-
gen sind der Überzeugung, dass Bildung
im und für das Alter vielfältige Möglich-
keiten bietet:
Geragoginnen und Geragogen sind
AnsprechpartnerInnen in Bildungsange-
legenheiten
fürältereMenschen(z.Bsp.: inSenioren-
gruppen, in Seniorenvereinigungen, ...)
für Menschen, für die das Altern ein
Thema ist (z. Bsp.: in der Arbeitswelt, ...)
für Institutionen der Altenhilfe und der
Erwachsenenbildung (z. Bsp.: Qualifikati-
on für nachberufliche Tätigkeitsfelder,
Montessorigeragogik ...)
30 | JUNI 2013
Mag. Karl Langer
Leitung:
Masterstudium Geragogik
Kirchlich Pädagogische
Hochschule, Wien/Krems
1...,20,21,22,23,24,25,26,27,28,29 31,32,33,34,35,36
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