

Leukämieforschung und Hämatologie. Er erzielt spektakuläre Erfolge
bei der Erforschung genetischer, viraler und umweltbedingter Einflüsse
bei der Entstehung der Leukämie und deren Behandlung. Der zum Extra-
ordinarius Ernannte publiziert über 350 wissenschaftliche Arbeiten und
ca. 14 Fachbücher.
1973 wird er zum Stadtrat für Gesundheit und Soziales in Wien ernannt
und wird der geistesverwandte und ebenso effiziente Gesundheitspoli-
tiker wie sein Vorbild Julius Tandler. Er baut die sozialen Dienste weiter
aus, lässt ausländische Krankenpflegerinnen in den Wiener Spitälern
anstellen, er initiiert Familienplanungs- und Eheberatungsstellen, er führt
Besuchs- und Wäschepflegedienste für ältere oder hilflose Menschen ein
und organisiert Verbesserungen auf dem Gebiet der Vorsorgemedizin
und führt die Wiener Psychiatriereform durch.
Er ist bei der Fertigstellung des neuen Allgemeinen Krankenhauses eben-
so beteiligt wie bei der Neuerrichtung der Rudolfstiftung, sowie eines
Krankenhauses für die 2 großen Bezirke jenseits der Donau, dem „SMZ –
Ost". Nicht zuletzt gründet er 1988 die „Wiener Internationale Akade-
mie für Ganzheitsmedizin“ (GAMED), deren erster Präsident er wird. Sein
Ziel blieb Zeit seines Lebens, ein Zusammenwirken zwischen Schulmedi-
zin (wissenschaftlicher Medizin) und Komplementärmedizin zu forcieren.
Dass also ärztliches Denken und Handeln „ganzheitsmedizinisch“ erfolgt
und allen Menschen dienen soll, ob arm oder reich.
Wenige Tage vor seinem Ab-
leben sagte er noch zu mir:
„Gesundheitspolitik“ ist nichts
für Laien, zumindest nicht für
solche, die Krankheit oder
menschliches Leiden nicht wirk-
lich nachvollziehen können." Er
wird unvergessen bleiben.
information & gesundheit
der Deutschen Wehrmacht nach Ober-
italien gerät Alois in der Po-Ebene in ein
Inferno. Er durchschwimmt, angeklam-
mert an ein altes Holzregal den Fluß Po
und marschiert in Richtung Brenner-Paß.
Auf Eselswagen kommt er weiter. „Sono
Austriaco“ (ich bin Österreicher) ist sein
Geleitwort.
Am 27. April 1945 wird er durch eine
Panzergranate schwerstens verwundet.
Er kann infolge der massiven Verbren-
nungen nicht mehr gehen. In Lazaretten
als amerikanischer Kriegsgefangener
wird er mehrfach operiert. Große Haut-
teile werden transplantiert und
mit Gummi arabicum festgeklebt. Ein
„anus praeter“ (künstlicher Darm-
ausgang) wird angelegt. Im Lazarett
Göppingen bei Stuttgart gerät er durch
eine Infektion wieder in Todesnähe. Der
Überlebenswille bleibt stärker. Die Reo-
peration des „anus praeter“ gelingt und
Alois Stacher lernt wieder gehen. Nach 2
Jahren und 2 Tagen in Lazaretten,
davon 1,5 Jahre bettlägerig wird er am
29. April 1947 gehfähig entlassen.
Er heiratet die Krankenschwester Anny
und kehrt mit ihr im Mai 1947 nach
Wien zurück. Sofort beginnt er mit
dem Medizinstudium, welches er in der
kürzesten Zeit von 5 Jahren absolviert.
Während des Medizinstudiums verdient
er sich sein Geld als Nachtwächter,
Möbelträger u.ä., näht sich selbst Anzü-
ge und doppelt selber seine Schuhe. Um
in die Oper zu kommen, geht er Schnee
schaufeln. Keine Arbeit ist ihm zu gering.
Nach der Promotion ist Dr. med. Alois
Stachers Karriere nicht mehr aufzuhal-
ten. 1955 wird er bereits als Oberarzt
mit dem Aufbau der hämatologischen
Station des Wiener Hanuschkranken-
hauses betraut. Ab 1959 ist er Facharzt
für Interne Medizin. 1968 übernimmt er
die Leitung des neu errichteten Ludwig
Boltzmann Institutes für