

information & bewusstsein
Professor Abakus:
Wir haben dich zum Fressen gern
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com
22 | JUNI 2017
Ghostwriter: Birgit Menke
Fotos: ©
pixabay.comO
pa hat seinen Glückspfennig verloren. Überall haben wir gesucht,
die Geldbörse auf den Kopf gestellt, im Auto jeden Zentimeter um-
gedreht, sogar den Staubsaugerbeutel haben wir abgetastet und
geschüttelt, was bei Oma zu unkontrolliertem Augenrollen führte.
Opas Glückspfennig stammt aus dem Jahr, in dem Opa geboren wurde und ist
ein Geschenk von Urgroßvater. Ich hatte auch einmal einen Glücksbringer, ein
rosa Schweinchen aus Marzipan, mit einem lustigen Gesicht und kleinen Füßen,
das aber nur kurz bei mir reingeschaut hat und dann schwupp auch schon wei-
tergereist ist. Meine Schwester Jule liebt das coole sprechende Schweinchen, das im
Fernsehen zu sehen ist. Das saust über die Wiese, die Sonne scheint und das Schweinchen
lacht und schaut glücklich aus.
Glück und Schwein, das passt doch irgendwie nicht zusammen, denn im krassen Gegensatz dazu gibt
es auch Berichte über Tierhaltung, die ich mir aber nicht anschauen darf. Das sei zu belastend für
meine Seele, hat Mama einmal gesagt.
In der Schule haben wir gelernt, dass schon bei den Griechen und Römern das Schwein als Symbol
für Wohlstand und Reichtum galt. Wer über viele Schweine verfügte, war privilegiert. Natürlich haben
wir im Unterricht auch über Tierhaltung und Konsum diskutiert. Bei meinen Urgroßeltern hat es in der
Regel nur einmal in der Woche Fleisch gegeben, der sogenannte Sonntagsbraten. Heutzutage wird viel
mehr Fleisch gegessen und die Menschen nehmen durch ihr Konsumverhalten entscheidenden Einfluss
auf die Umwelt und das Wohlergehen der Tiere.
Und da stellt sich schon die Frage, wenn Schweine Glück bringen und uns glücklich machen, warum
werden dann so viele eingesperrt und nicht gut behandelt?
Wenn ich zu entscheiden hätte, würde die Tierhaltung an die Bedürfnisse der Tiere angepasst. So
würde jedes Lebewesen ein glückliches und würdevolles Leben in Freiheit verbringen können, aber ich
werde sicher nicht gefragt, wie immer.
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