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information & natur

Wenn es im Haus des Meeres richtig laut wird:

Ohrenschmaus mit schrägen Vögeln

14 | JUNI 2018

Direktor Dr. Michael Mitic

Geschäftsführung

Haus des Meeres/Wien

AQUA TERRA ZOO

www.haus-des-meeres.at

Fotos: © Archiv Haus des Meeres

DANN IST AUSGERECHNET EIN VOGEL DARAN SCHULD, NOCH DAZU EINER MIT

BART!

Z

ugegeben, bis zum „World Beard

Day“ am 1. September ist es noch

eine Weile hin, aber das Haus

des Meeres hat ohnehin seinen

eigenen „Barttag“- und den dafür sogar

mehrmals die Woche. Wer bei uns zum

Beispiel schon einmal der kommen-

tierten Gavialfütterung am Samstag

beigewohnt hat, kennt zur Genüge das

nie enden wollende und nervige Hup-

konzert, während einer unserer Biologen

mit seiner Stimme verzweifelt dagegen

ankämpfend versucht, unsere Besucher

über die Fütterung zu informieren. Ein

Schreiduell bei dem der Sieger schon

vorher feststeht – und es nicht der

Mensch!

Was man hier hört, ist aber keine

Alarmanlage, auch keine vorbeifahrende

Hochzeitskolonne. Es ist der Kontaktruf

eines Flammenkopf-Bartvogels, der

sich hier so eindringlich, penetrant und

ohne Pause vorgetragen in den Köpfen

unserer Gäste festsetzt. Warum er das

jedes Mal gerade dann tut, wenn einer

unserer Guides seine Stimme erhebt?

Ehrlich gesagt, wir wissen es nicht.

Vielleicht denkt er, die Kommentierung gelte

ihm und er möchte sich deshalb entsprechend

in Szene setzen. Oder er versucht auch die

Fütterung gezielt dramatisch zu untermalen.

Vermutlich hat er aber einfach nur Spaß daran,

laut und dann noch lauter zu sein.

Was in den weitläufigen Savannen Ostafri-

kas, den Lebensräumen dieser Art durchaus

notwendig sein mag, wird in einem geschlos-

senen Raum schnell mal ohrenbetäubend. Aber

wer will es ihm übel nehmen? Erinnert er mit

seinem Farbkleid doch so sehr an den Großteil

unserer vertrauten Spechte, mit denen er auch

tatsächlich verwandt ist. Mit ihnen teilt er nicht

nur die Ähnlichkeit im Federkleid, sondern

auch seine Vorliebe, in Höhlen zu brüten, die

er nach Spechtmanier auch selbst anlegt -

allerdings nicht in Bäumen, sondern meist in

Termitenhügeln!

Sein Vetter aus dem nördlichen Westafrika, der

Senegal–Furchenschnabel-Bartvogel, fällt hin-

gegen weniger durch seinen wohltuend leisen

Gesang, als vielmehr durch sein interessantes

Äußeres auf. Sein rotes Gefieder mit den hel-

len, nackten Augenringen, dem scheinbar viel

zu groß geratenen Schnabel und dem für

Bartvögel typischen, aber gerade bei ihm

sehr auffällig ausgeprägten Strubbelbart

aus Federn, verleihen ihm eine fast schon

lächelnde und clownhafte Ausstrahlung.

Das soll jedoch nicht darüber hinweg täu-

schen, dass Bartvögel neben Früchten und

Insekten auch gerne mal Eier und Jungvö-

gel verspeisen und daher alles andere als

nette und lustige Zeitgenossen sind. Aber

interessant und neugierig sind sie allemal,

und natürlich gekonnte Entertainer.

Flammenkopf-Bartvogel, wenig Bart -

umso lautere Stimme

Senegal-Furchenschnabel-Bartvogel, der

Bart ist beachtlich