information & entwicklung
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Die Welt ist bunt und spannend:
Rollentausch
WIE GELINGT ES ELTERN UND PÄDAGOGEN DIE WELT EIN WENIG MIT DEN
AUGEN EINES KINDES ZU SEHEN?
V
or einiger Zeit gab es eine Möbelaus-
stellung, die Erwachsene zu Kindern
werden ließ. Ein Riesenherd und ein
Riesentisch ließen ausgewachsene Men-
schen einem Stuhlbein und einem Backofen
gegenüber stehen. Freudige Entdeckungen.
Angst machende Momente. Interessante
Einblicke. In jedem Fall: eine ganz andere
Perspektive…
Der berühmte Dichter Erich Kästner formulierte tref-
fend: „Die meisten Menschen legen
ihre Kindheit ab wie einen alten Hut.
Sie vergessen sie wie eine Telefon-
nummer, die nicht mehr gilt. Früher
waren sie Kinder, dann wurden sie
Erwachsene, aber was sind sie nun?
Nur wer erwachsen wird und ein
Kind bleibt, ist ein Mensch!“
KINDER DENKEN, FÜHLEN UND HANDELN
ANDERS
•
Kinder wissen was sie wollen. Sie lassen sich
(noch) nicht so leicht von der Meinung anderer
beeinflussen.
•
Perfektion ist für Kinder ein Fremdwort. Sie lernen
es erst, wenn Erwachsene beginnen ihre Bilder und
ihren Gesang zu kritisieren. Daher gilt: Nicht immer
gleich alles ausbessern und bekritteln!
•
Kinder wollen ihre Bedürfnisse JETZT erfüllt haben.
Ihr Zeitgefühl kennt noch kein gestern, heute und
morgen. Hier ist Geduld gefragt anstelle
Drängelei und Hetzerei.
ONLI
NEZEITUNG:
•
Kleine Kinder machen keinen Unter-
schied zwischen groß, klein, dick, dünn,
alt, jung oder weiß und schwarz. Vorur-
teile lernen sie meist durch das Verhal-
ten der Erwachsenen. Hier können Eltern
von ihren Kindern eine Menge lernen.
•
Kinder möchten „Selber machen“.
Lassen Sie Kinder auch Fehler (in ge-
schütztem Rahmen) machen, um davon
zu lernen und diese künftig zu vermei-
den.
•
Kinder lachen und wei-
nen, wenn ihnen danach
ist. Ein seelisch gesundes
Kind zeigt seine Emoti-
onen.
Die Welt mit Kinderau-
gen sehen, ist auch im
pädagogisch-didaktischen
Bereich unerlässlich. Wie bringe ich den
Schülern den Lehrstoff auf kindgerechte
Weise näher ohne wichtige Inhalte unter
den Tisch fallen zu lassen? Die richtige
Balance zwischen Spiel und Arbeit
zu finden, ist wohl eine lebenslange
Aufgabe von Pädagogen. Eigentlich
gelingt sie nur, wenn es ein Miteinander
zwischen Erwachsenen und Kindern gibt.
Eine Begegnung auf Augenhöhe, in der
Erwachsene versuchen, die Kinder zu
verstehen und Kinder im Gegenzug ihre
Eltern und Lehrer.
Wie wäre es einmal für ein paar Stun-
den, die Rollen zu tauschen und einen
Selbstversuch zu starten? Vermutlich
kehrt dann jeder wieder gerne auf
seinen Platz zurück, allerdings
mit einer Portion Verständnis
für den jeweils anderen!
30 | SEPTEMBER 2014
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DI Roswitha Wurm
Dipl. Legasthenie-/
Dyskalkulietrainerin
buchtipp
Das Leben ist ein Nutellabrot -
Die Welt mit Kinderaugen sehen
von Tina Schütze,
Südwest Verlag,
ISBN 978-3-517-08990-4
Foto: © amelaxa - Fotolia.com